Struktur in Selbstorganisation mit Rollen
Selbstorganisation ist eine vielversprechende Arbeitsmethode zeitgemässer Teams. Doch sie kommt nicht ohne Herausforderungen. Ohne eine gewisse Struktur und Klarheit kann Selbstorganisation schnell in Unverbindlichkeit und Chaos umschlagen. Eine der effektivsten Methoden, um Selbstorganisation erfolgreich zu implementieren, ist die Einführung klar definierter Rollen.
Was ist Selbstorganisation?
Selbstorganisation bedeutet, dass ein Team eigenverantwortlich Entscheidungen trifft und seine Arbeitsprozesse steuert, ohne auf Anweisungen von aussen angewiesen zu sein. Dabei übernehmen die Teammitglieder Aufgaben und Verantwortungen basierend auf ihren Kompetenzen und Interessen.
In selbstorganisierten Teams gibt es oft keine klassische hierarchische Führung. Stattdessen liegt der Fokus auf:
- Autonomie: Teams entscheiden selbst, wie sie ihre Arbeit organisieren.
- Verantwortung: Jedes Mitglied trägt aktiv zum Erfolg des Teams bei.
- Kollaboration: Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist zentral.
Warum sind Rollen in der Selbstorganisation wichtig?
In traditionellen Organisationen ist die Verantwortungsverteilung meist hierarchisch geregelt. In selbstorganisierten Teams jedoch verschiebt sich die Verantwortung auf mehrere Schultern, wodurch alle Mitglieder aktiv zur Zielerreichung beitragen. Rollen schaffen dabei Orientierung und geben den Teammitgliedern Sicherheit:
- Klarheit in der Zuständigkeit: Wer macht was? Rollen sorgen dafür, dass Aufgaben nicht doppelt bearbeitet oder komplett übersehen werden.
- Effizienzsteigerung: Klare Rollen vermeiden Missverständnisse und reduzieren Reibungsverluste.
- Förderung der Eigenverantwortung: Rollen empowern Teammitglieder, ihre Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu gestalten.
Unser Ansatz: Selbstorganisation durch klar definierte Rollen
In unserem Unternehmen haben wir einen systematischen Prozess entwickelt, um Rollen einzuführen und erfolgreich zu etablieren. Hier ein Einblick in unser Vorgehen:
1. Vorbereitung
Im ersten Schritt haben wir analysiert, welche Aufgaben und Verantwortungen in unserem Team bestehen. Mithilfe des 9 Levels Value Systems haben wir diese Aufgaben strukturiert und gruppiert. Ziel war es, eine übersichtliche Zahl von maximal 10 Rollen zu schaffen, die bei Bedarf erweitert werden können.
2. Vorstellung und Feedback
In einem gemeinsamen Team-Meeting haben wir die geplanten Rollen vorgestellt und Feedback eingeholt. Der Austausch war wichtig, um sicherzustellen, dass die Rollen für alle nachvollziehbar und praktikabel sind.
3. AKVBs und Zuteilung
Nach der Ausarbeitung der AKVBs der Rollen (Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortungen und Befugnisse) haben wir diese innerhalb eines Workshops zugeordnert und die ersten Ziele und Massnahmen nach Design Thinking erarbeitet. In einem offsite Camp haben wir zudem rückblickend die bereits erreichten Meilensteine den Rollen zugeordnet und die aktuellen Themen verteilt, um das Gesamtbild noch besser zu schärfen.
4. Monitoring und Weiterentwicklung
Selbstorganisation ist ein dynamischer Prozess. Wir entwickeln unsere Massnahmen und Ziele nun quartalsweise und lassen diese ins KPI Monitoring einfliessen. Wir schärfen laufend das AKVB, klären Schnittstellen und Erarbeiten die Strukturen und Massnahmen innerhalb jedes Verantwortungsgebiets.
Lessons Learned
Nach der Einführung unserer Rollen haben wir einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen:
- Klare Kommunikation ist entscheidend: Rollen müssen klar formuliert und verstanden werden. Offene Fragen oder Unklarheiten wirken sich negativ aus.
- Flexibilität bewahren: Rollen sind kein starres Konstrukt. Sie müssen dynamisch an die Bedürfnisse des Teams und der Organisation angepasst werden.
- Prozesse iterativ gestalten: Selbstorganisation ist ein Lernprozess. Es braucht Geduld und den Willen, Fehler zu analysieren und daraus zu lernen.
Fazit
Selbstorganisation ist keine «One-Size-Fits-All»-Lösung, sondern ein dynamischer Prozess, der sich von Team zu Team unterscheidet. Klar definierte Rollen können jedoch ein entscheidender Hebel sein, um Chaos zu vermeiden und die Zusammenarbeit effizienter zu gestalten. Mit einem strukturierten Vorgehen, klarer Kommunikation und der Bereitschaft, Rollen anzupassen, wird Selbstorganisation nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Erfolgsfaktor.